Veganer*innen lehnen die Nutztierhaltung durch den Menschen und den Konsum von tierischen Produkten generell ab. So wird auch auf Bienenhonig verzichtet. Den Honigbienen wird jedoch eine Vielzahl von positiven Eigenschaften für Mensch und Natur zugesprochen. In wie weit das wirklich stimmt, dem gehen wir hier nach. Auf den Konsum von konventionellem Honig, besonders aus nicht EG Ländern, sollte auf jeden Fall verzichtet werden. Über Honig aus biologischer Herstellung von Imkern aus der Region kann sich jede*r selbst ein Bild machen, um dann für sich zu entscheiden, ob diese Art der Bienenhaltung unterstützt werden sollte.

Bienen sind wichtig für uns Menschen

Ein Drittel unserer Lebensmittel wächst durch die Bestäubung von Bienen. Honigbienen bestäuben dabei einen großen Teil aller insektenblütigen Pflanzen dazu zählen viele Kulturpflanzen wie Tomaten, Kürbis, Brokkoli, Kirschen, Äpfel, Beeren, Nüsse, Sonnenblumen, Avocado oder Kaffee. Die Bestäubung durch die kleinen Insekten ist viel effektiver als eine künstliche Bestäubung und sorgt für keimfähige Samen, voll ausgebildete Früchte und gute Erträge. Ob, wie oft behauptet wirklich 80% der Bestäubungsleistung allein durch die Honigbienen geschieht, ist jedoch fraglich, da auch Wildbienen, wie Hummeln oder Mauerbienen, zur Pflanzenbestäubung beitragen.

Wildbiene vs. Honigbiene

Sprechen wir von Bienen, ist meistens die Honigbiene gemeint. Dabei handelt es sich nur um 9 verschiedene Bienenarten, wobei nur eine Art, die westliche bzw. dunkle Honigbiene (Apis mellifera), in Deutschland heimisch, jedoch so gut wie ausgestorben ist. Es gibt jedoch 560 verschiedene Arten von Wildbienen in Deutschland. Allein schon um die Artenvielfalt zu erhalten, sollte man die Ansiedlung von Wildbienen fördern, was herkömmliche Imker*innen jedoch nicht tun. Wildbienen liefern im Gegensatz zu Honigbienen keinen Honig für den Menschen. Hinzu kommt, dass viele Imker*innen vor allem (Hoch-) Zuchtrassen wie die Italienerbiene (A. mellifera ligustica), die Kärntner Biene (A. mellifer carnica) oder die Buckfastbiene besitzen (Quelle), die ebenso zu Hochleistungsnutztieren gezüchtet wurden wie die Hochleistungsmilchkuh. Durch die Bevölkerungsdichte und hohen Anzahl der (ehemals nicht heimischen) Honigbienen in Europa kommt es teilweise zu einem Nahrungsmangel für die Wildbienen, weshalb diese durch die Honigbiene verdrängt wird.

Von der Biene zum Honig

Um Honig zu essen, hält der Mensch sich bereits über Jahrhunderte kleine Bienenvölker. Laut vielen Imker*innen gehen die Bienen dabei eine Symbiose mit dem Menschen ein, von dem beide profitieren. Imker*innen geben den Bienen ein zu Hause, schützen sie vor Krankheiten, den Schutz vor der Varroa-Milbe und halten so ihre Populationsgröße (unnatürlich) aufrecht. Als Ausgleich hierfür nehmen Imker*innen den Bienen einen Teil des Honigs für sich. Ob der steigende Befall durch die Milbe erst durch den (evtl. falschen) Umgang mit den Bienenvölkern, sowie Inzucht und steigende Pestizide durch den Menschen selbst verursacht wurde, ist jedoch nicht auszuschließen.

Bienen produzieren ihren Honig nicht aus Spaß oder gar für den Menschen. Er dient ihnen als Nahrungsmittel. Der aus Pollen und Nektar hergestellte Honig enthält wichtige Nährstoffe, die für die Bienen, vor allem in den kalten Wintermonaten, wichtig sind. Er macht sie resistent gegen Krankheiten und schützt sie so auch vor einem Befall durch die Varroa-Milbe. Den Honig aus den Waben zu entnehmen bedeutet demnach, den Bienen ihre Nahrung zu nehmen. Hier ist jedoch die Praxis der Imker*innen sehr unterschiedlich. Während manche nur einen kleinen Teil des Honigs, den die Bienen quasi als zusätzlichen Vorrat anlegen, nehmen, entnehmen andere den gesamten Honig und ersetzen ihn mit Zuckerwasser. Die von den Imkern bereitgestellte Ersatznahrung reicht gegebenenfalls nicht aus ihre Abwehrkräfte ausreichend zu stärken.

Ebenfalls bedeutet die Entnahme des Honigs Stress für die Bienen. Das Einräuchern der Bienenstöcke vor der Honigentnahme, dient zwar dem Schutz der Bienen, setzt sie jedoch ebenfalls unter enormen Stress. Die Bienen interpretieren den Rauch als Waldbrand und machen sich bereit, den Stock zu verlassen. Dazu nehmen sie Proviant also Honig auf, weshalb sie sich in die Waben zurückziehen. Eine satte Biene sticht nicht (oder selten) steht jedoch unter großem Stress, da sie denkt, dass ihr zu Hause jeden Moment abbrennen kann.

Honig aus nicht EG Ländern

Konventioneller Importhonig ist meist hochproblematisch. Egal, um welche Art von Honig es sich handelt, wird er in großem Maßstab vermarktet, handelt es sich um Honig, der bestimmt nicht von glücklichen Bienen stammt. Der Umgang mit den Bienen in industriellen Großbetrieben ist nicht artgerecht, nicht respektvoll und daher nicht akzeptabel. In Amerika werden Bienenvölker durch das Land gefahren, um unter anderen die kalifornischen Mandelplantagen und andere Monokulturen zu bestäuben. Oft sterben ganze Völker bei diesen qualvollen Touren und es wird auch sonst nicht sehr respektvoll mit diesen Bienen in Massentierhaltung umgegangen. Flügelstutzen bei den Königinnen, künstliche Befruchtung, der Ersatz des Honigs durch „Zuckerwasser“ sowie der Einsatz chemischer Mittel gegen die Varroa-Milbe, die sich gegebenenfalls im Honig ablagern, gehören zur konventionellen Bienenzucht.

Biohonig von kleinen Imkern

Bei Biohonig ist die künstliche Besamung sowie das Flügelstutzen verboten. Bei Demeter kommen darüber hinaus keine chemischen Stoffe zum Einsatz, sondern nur natürliche Heilmittel, um die Bienen vor Krankheiten und Milben zu schützen. Die Vermehrung der Bienenvölker erfolgt hier über den natürlichen Schwarmtrieb und ebenfalls einen teil des Honigs dürfen die Bienen für sich selbst behalten. Natürlich wird auch bei Biohonig, den Bienen Honig aus dem Nest genommen um ihn zu essen bzw. zu verkaufen. Und auch der Stress, der für die Bienen bei der Honigentnahme entsteht, ist hier gegeben.

Honigverzehr in Deutschland

Der Verzehr von Honig in Deutschland übersteigt die Produktion im eigenen Land um ein Vielfaches, weshalb ein Großteil des Honigs importiert wird. Biologischer Honig von kleinen Imkereien aus der Region kann den Verbrauch an Honig keinesfalls decken. Um „fairen“ Honig zu konsumieren, bedarf es deshalb zumindest eines Umdenkens und einer größeren Wertschätzung dieses kostbaren tierischen Stoffes.

Schütz die Wildbiene

Wer Bienen schützen will, achtet darauf Bio-Lebensmittel zu kaufen, deren Herstellung deutlich besser für die Artenvielfalt und damit die Wildbienen-Population ist. Gerade der Kauf von konventionell angebauten kalifornischen Mandeln ist auf jeden Fall zu vermeiden, wie der Film „More Than Honey“ ausführlich zeigt. Der Bau eines Insektenhotels, in dem sich unter anderem Wildbienen ansiedeln können, unterstützt ebenfalls die Artenvielfalt der Insekten. Wildbienen sollten verstärkt geschützt werden, wobei es wichtig ist, ihnen aktiv Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen anzubieten bzw. diese in die Kulturlandschaft des Menschen zu integrieren.

Der Film „More Than Honey“ gibt viele interessante Einblicke in das Thema Honig und Bienen:

Honig ist ein tierisches Produkt, auf das wir aus ethischen Gründen verzichten. Stattdessen greifen wir lieber auf Löwenzahnsirup oder andere pflanzliche Produkte zurück.

– JL