Erbsenmilch: Der proteinreiche Newcomer mit bester Umweltbilanz

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Erbsenmilch ist der Newcomer unter den pflanzlichen Milchalternativen und hat das Potential, den Markt aufzumischen. Erst 2016 auf den Markt gebracht, vereint sie das Beste aus allen Welten: einen Proteingehalt wie Kuhmilch, eine hervorragende Umweltbilanz und Allergikerfreundlichkeit ohne Soja und Nüsse. In diesem umfassenden Guide erfährst du alles über die Entstehungsgeschichte, Nährwerte und Umweltvorteile von Erbsenmilch.

Zur Namensgebung: Der Begriff "Erbsenmilch" ist umgangssprachlich. Seit dem EuGH-Urteil 2017 dürfen pflanzliche Produkte in der EU nicht als "Milch" vermarktet werden - im Handel heißt es daher "Erbsendrink" oder "Pea Drink".

→ Der große Pflanzenmilch-Vergleich: Welche ist die Beste? - Soja vs. Hafer vs. Erbse vs. Mandel vs. Kokos im direkten Test mit Nährwerten, PDCAAS-Scores und Umweltbilanz.

Eine Silicon-Valley-Erfindung aus dem Jahr 2016

Anders als Soja- oder Kokosmilch mit jahrtausendealter Geschichte ist Erbsenmilch ein Produkt moderner Lebensmitteltechnologie.

Die Gründer von Ripple Foods

Ripple Foods wurde 2014 in Emeryville, Kalifornien, von Adam Lowry und Neil Renninger gegründet. Beide brachten beeindruckende Erfahrungen mit:

• Adam Lowry war Mitgründer von Method, einem erfolgreichen nachhaltigen Reinigungsmittelunternehmen
• Neil Renninger leitete zuvor Amyris, ein Unternehmen für erneuerbare Chemikalien, das 2012 an die Börse ging

Die technische Herausforderung

Das Problem bei Erbsen: Sie haben einen intensiven, oft als unangenehm empfundenen Eigengeschmack. Das Ripple-Team entwickelte ab Ende 2014 ein patentiertes Verfahren, das Hitze, Druck und Temperaturkontrolle kombiniert, um das Erbsenprotein zu isolieren und unerwünschte Geschmacksmoleküle zu entfernen.

Im Dezember 2015 war die Technologie ausgereift, und im Mai 2016 stand Ripple-Erbsenmilch erstmals in den Regalen von Whole Foods in den USA.

Globale Expansion

Seit 2016 hat sich Erbsenmilch weltweit verbreitet:

• USA: Ripple (Marktführer), seit 2018 in über 10.000 Geschäften
• UK: Mighty Pea
• Schweden: Sproud
• Deutschland: Vly (Berliner Start-up)
• Europa: Nestlé Wunda (seit 2021)
• Australien: Freedom Foods Group

Nährwerte: Protein-Champion unter den Pflanzenmilch-Sorten

Was Erbsenmilch von anderen pflanzlichen Alternativen abhebt, ist ihr beeindruckend hoher Proteingehalt - vergleichbar mit Kuhmilch und Sojamilch.

Nährwerte pro 100 ml (ungesüßt, z.B. Ripple Original)

• Kalorien: ca. 30-35 kcal
• Protein: ca. 3,0-3,3 g (vergleichbar mit Kuhmilch!)
• Fett: ca. 2-2,5 g (oft Sonnenblumenöl)
• Kohlenhydrate: ca. 0-0,5 g
• Zucker: 0 g (bei ungesüßten Varianten)

Vergleich mit anderen Pflanzenmilch-Sorten

Wichtige Anreicherungen

Die meisten kommerziellen Erbsenmilch-Produkte werden angereichert mit:

• Calcium: Oft 150% mehr als Kuhmilch (bei Ripple)
• Vitamin D: Wichtig für Knochengesundheit
• Vitamin B12: Essentiell für Veganer
• Eisen: Erbsenmilch enthält von Natur aus mehr Eisen als andere Pflanzenmilch-Alternativen

Proteinqualität

Erbsenprotein enthält alle essentiellen Aminosäuren, wobei die Aminosäure Methionin in geringeren Mengen vorhanden ist als in Soja- oder tierischem Protein. Für die meisten Menschen mit abwechslungsreicher Ernährung ist dies jedoch kein Problem.

Allergikerfreundlich: Ohne Soja, Nüsse und Gluten

Ein großer Vorteil von Erbsenmilch ist ihre Allergikerfreundlichkeit. Sie ist frei von:

• Milch und Laktose - wie alle Pflanzenmilch-Sorten
• Soja - wichtig für Menschen mit Soja-Allergie
• Nüssen - sicher für Nussallergiker
• Gluten - geeignet bei Zöliakie

Dies macht Erbsenmilch zu einer hervorragenden Option für Menschen mit mehreren Nahrungsmittelallergien, die weder Mandel- noch Sojamilch trinken können.

Geschmack und Verwendung

Dank der patentierten Verarbeitungstechnologie schmeckt Erbsenmilch nicht nach Erbsen. Sie hat einen neutralen, leicht cremigen Geschmack.

Besonders gut geeignet für:

• Kaffee: Barista-Versionen schäumen gut
• Proteinshakes und Smoothies: Idealer Proteinboost
• Müsli und Porridge: Neutraler Geschmack passt gut
• Backen: Ersetzt Kuhmilch 1:1 mit zusätzlichem Protein
• Kinderernährung: Gute Alternative für Kinder mit Allergien (nach Rücksprache mit dem Arzt)

Weniger geeignet für:

• Wer einen ausgeprägten Eigengeschmack wie bei Hafermilch sucht
• Manche Menschen berichten von leichtem Nachgeschmack (subjektiv)

Erbsenmilch selbst herstellen

Die Herstellung zu Hause ist möglich, aber anspruchsvoller als bei anderen Pflanzenmilch-Sorten. Ohne industrielle Verarbeitung kann ein leichter Erbsengeschmack bleiben.

Grundrezept für etwa 1 Liter Erbsenmilch

Zutaten:

• 150 g gelbe Schälerbsen (getrocknet)
• 1 Liter Wasser
• 1 EL neutrales Öl (optional, für Cremigkeit)
• Eine Prise Salz
• Optional: Vanille, Ahornsirup zum Abschmecken

Zubereitung:

1. Einweichen: Die gelben Schälerbsen über Nacht (8-12 Stunden) einweichen.

2. Abspülen: Gründlich abspülen, um Oligosaccharide (die Blähungen verursachen können) zu reduzieren.

3. Kochen: Die Erbsen in frischem Wasser 30-40 Minuten weich kochen.

4. Mixen: Die gekochten, abgekühlten Erbsen mit 1 Liter Wasser und Öl 3-4 Minuten im Hochleistungsmixer pürieren.

5. Abseihen: Durch ein feines Sieb oder Nussmilchbeutel abseihen.

6. Abschmecken: Mit Salz, Vanille oder Süßungsmittel verfeinern.

Haltbarkeit: Im Kühlschrank 3-4 Tage.

Hinweis: Selbstgemachte Erbsenmilch hat oft einen stärkeren Eigengeschmack als kommerzielle Produkte, da das patentierte Reinigungsverfahren fehlt.

Erbsenmilch-Marken in Deutschland und Österreich

• Vly (deutsches Start-up aus Berlin)
• Sproud (schwedisch, in Deutschland erhältlich)
• Mighty Pea (UK, teils verfügbar)
• Princess and the Pea (Eigenmarke einiger Supermärkte)
• Nestlé Wunda (seit 2021, wachsende Verfügbarkeit)

Tipp: Die Verfügbarkeit wächst stetig. Schau auch in Bioläden und Reformhäusern.

Umweltaspekte: Die beste Bilanz aller Pflanzenmilch-Alternativen

Erbsenmilch hat möglicherweise die beste Umweltbilanz aller verfügbaren Milchalternativen.

Warum gelbe Erbsen so nachhaltig sind

Gelbe Schälerbsen (Pisum sativum) gehören wie Soja zu den Leguminosen (Hülsenfrüchte) und haben besondere ökologische Vorteile:

1. Stickstoff-Fixierung: Wie alle Leguminosen binden Erbsen Stickstoff aus der Luft im Boden und reduzieren so den Bedarf an synthetischen Düngemitteln

2. Geringer Wasserbedarf: Erbsen benötigen deutlich weniger Wasser als Mandeln oder Reis

3. Regionale Anbaumöglichkeit: Erbsen wachsen hervorragend in gemäßigtem Klima - auch in Deutschland, Frankreich und Kanada

4. Keine Regenwaldrodung: Kein Zusammenhang mit tropischer Abholzung

Die Zahlen

Laut verschiedenen Studien:

• CO2-Emissionen: Erbsenmilch produziert etwa 3-mal weniger CO2 pro Liter als Kuhmilch und etwa 5-mal weniger pro Gramm Protein
• Wasserverbrauch: 86% weniger Wasser als Kuhmilch, deutlich weniger als Mandelmilch
• Landnutzung: Geringer als bei Soja und deutlich geringer als bei Milchkühen

Eine Studie zum CO2-Fußabdruck verschiedener Proteinisolate zeigt: Erbsenprotein-Isolat verursacht etwa 3,5 kg CO2e/kg - im Vergleich zu 20,2 kg CO2e/kg bei Sojaprotein-Isolat.

Laut Global Opportunity Explorer ist gelbes Erbsenprotein das nachhaltigste Pflanzenprotein gemessen am CO2-Fußabdruck.

Vergleich mit anderen Pflanzenmilch-Sorten

Fazit: Für wen ist Erbsenmilch geeignet?

Erbsenmilch ist eine hervorragende Wahl für:

• Menschen, die hohen Proteingehalt in Pflanzenmilch suchen
• Allergiker, die Soja und Nüsse meiden müssen
• Umweltbewusste Konsumenten
• Sportler und alle mit erhöhtem Proteinbedarf
• Familien mit Kindern (nach ärztlicher Beratung)

Weniger geeignet ist Erbsenmilch für:

• Wer den natürlich süßen Geschmack von Hafermilch bevorzugt
• Menschen, die keine verarbeiteten Lebensmittel möchten

Als jüngste Pflanzenmilch-Alternative (2016) hat Erbsenmilch enormes Potential. Mit ihrem hohen Proteingehalt vergleichbar mit Kuhmilch, der Allergikerfreundlichkeit ohne Soja und Nüsse, und der besten Umweltbilanz aller Milchalternativen könnte sie zur Pflanzenmilch der Zukunft werden.

Quellen:

• Wikipedia: Pea milk
• Wikipedia: Ripple Foods
• Ripple Foods: Our Story
• TechCrunch: Ripple is a Silicon Valley-based startup making milk from peas
• Global Opportunity Explorer: Give Peas a Chance
• Healthline: Ripple Milk - 6 Reasons Why You Should Try Pea Milk
• Bastyr University: Which Milk Alternative is the Most Eco-Friendly?
• World Resources Institute: Environmental Impacts of Dairy and Plant-based Milks