Es gibt sie noch immer, die Vorstellung von glücklich auf der Wiese herumtollenden Kälbchen mit ihren Müttern. Idyllische Almwiesen mit grasenden Rindern, die ganz nebenbei auch noch Milch geben, wenn der Almöhi kommt und sie ab und zu melkt. Mit der Milch im Supermarktregal hat diese Idylle noch genauso viel zu tun, wie die Lila Kuh mit einer Schokoladentafel, nämlich gar nichts.
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Die Kuh als Massenproduzentin
Um immer mehr Milch zu produzieren, wurden Kühe zu Hochleistungskühen herausgezüchtet, die ein Vielfaches an Milch geben (bis zu 50 Liter/Tag), das ein Kalb benötigen würde (ca. 8 Liter/Tag). Durch diese hohe Belastung haben die Kühe sehr große Euter, die sich immer wieder entzünden. Diesen Entzündungen wird mit Antibiotika entgegengewirkt, dass sich gegebenenfalls, inklusive des Eiters aus den Brustdrüsen, in der Milch befindet. Durch die Stallhaltung und den geringen Auslauf leiden die Kühe oft ebenfalls an Rückenbeschwerden sowie Klauenerkrankungen.
Die Kuh und ihr Kalb
Kuhmilch ist, wie Muttermilch auch, dazu da nach einer Schwangerschaft das Baby zu stillen. Um durchgehend Milch zu produzieren, muss eine Kuh demnach immer wieder geschwängert werden. Das Kälbchen, das sonst die wertvolle Milch trinkt, die bei der Milchproduktion für den Menschen bestimmt ist, wird sofort oder in der biologischer Landwirtschaft nach höchstens drei Tagen von der Kuh getrennt, damit diese wieder für die Milchproduktion einsetzbar ist. Anstatt von der Mutter gestillt zu werden, wird das Kälbchen in seiner Box mit einem Milchaustauscher künstlich versorgt, wobei Kalb und Kuh immer wieder nacheinander rufen.
Die Ökobilanz
Neben dem Fleischkonsum ist die Milchproduktion einer der größten Gefahren für unser Klima. Die Tiere selbst produzieren eine große Menge an CO2 und um sie auf Hochleistung zu trimmen, werden Regenwälder für den Futtermittelanbau gerodet und große Mengen an Wasser und Nahrungsmittel verfüttert. Käse, für den viel Milch benötigt wird, hat eine ähnlich schlechte Ökobilanz wie Fleisch.
Ist Bio besser?
Wenn man mal davon absieht, dass Kuhmilch für Kälber bestimmt ist und deshalb nicht vom Menschen für seine Zwecke gebraucht werden sollte, könnte man meinen, dass biologisch hergestellte Milch moralisch vertretbarer sein könnte. Die Milchkühe von Demeter haben die Möglichkeit im Sommer auf einer Weide zu stehen und dürfen ihre Hörner behalten. Aber auch hier werden die Kälbchen nach drei Tagen von ihren Müttern getrennt, um anschließend getrennt von der Mutter aufgezogen zu werden. Die männlichen Kälber werden nach einiger Zeit oft getötet, da diese nicht zur Milchproduktion geeignet sind. Die Muttertiere werden zu einer konstanten und somit unnatürlichen Milchproduktion durch durchgehendes Melken gezwungen. Sehen Tiere eines Biobauernhofes wenigstens noch wirklich die Sonne und können auf der Wiese stehen, geben sie trotz allem unnatürlich viel Milch und werden bis auf einige sehr seltene Fälle nach drei Tagen von ihrer Mutter getrennt.
Milch ist nicht nur moralisch bedenklich, sondern ebenfalls schlecht für die Gesundheit (mehr dazu hier). Wer auf Milch verzichten will, findet mittlerweile zahlreiche Alternativen in jedem Supermarkt. Es gibt nicht nur pflanzliche Milch aus Soja, Reis, Hafer, Mandel oder Kokos, sondern ebenfalls veganen Käse, Joghurt und sogar Eis und Kuchen.
– JL