Bär Läsker ist im Moment mit den Fantastischen Vier auf Tour und während wir uns unterhalten irgendwo zwischen Deutschland und der Schweiz unterwegs. Wir konnten ihn zu seinem neuen Buch befragen und über vieles mehr.

Zuerst mal ein großes Lob zu Deinem neuen Buch No need for Meat, das ja heute offiziell erscheint. Wir durften vorher schon reinlesen und finden es total erfrischend, wie Du Deine Geschichte mit Rezepten und Deinen Gedanken zu Ernährung verbindest. Selbst bezeichnest Du das Buch sehr treffend als teilautobiographischen Ernährungsumstellungs-Inspirationsratgeber mit illustriertem Kochbuchanteil. Was hat Dich dazu veranlasst, das Buch zu schreiben?

Es war so: ich habe vor 4 Jahren aufgehört Fleisch zu essen und irgendwann ging die eigentlich logische Entwicklung dann los, dass ich mir dachte, Milch, Eier und so weiter braucht eigentlich auch kein Mensch. Als ich angefangen habe mich intensiver mit Ernährung zu beschäftigen, war es die logische Konsequenz, Fleisch wegzulassen und sich vegan zu ernähren. Dann habe ich begonnen meine Ernährung selbst mehr in die Hand zu nehmen, noch mehr als früher selbst zu kochen. Mit dem Ausprobieren und den selbst kreierten Rezepten führte das eine zum anderen. Die Leute, die ich zum Essen eingeladen haben, meinten dann immer: „Das ist so lecker, Du solltest ein Kochbuch schreiben!“ So habe ich dann angefangen, aber mir irgendwann auch gedacht: Die Welt braucht nicht noch ein weiteres Kochbuch und so kam es, dass ich auch Stories miteingebaut habe. So ist das entstanden.

Es gibt zwar durchaus schon eine ganze Menge vegane Kochbücher, aber nicht ganz so viele, die auch Männer ansprechen. Und da hat Dein Buch durchaus viel Potential dafür.

Grundsätzlich sollte sich ja die ganze Menschheit mehr Gedanken über ihr Essen machen. Ich finde es wirklich pervers, dass Leute für alles Geld und Zeit haben, nur für´s Essen nicht. Mittlerweile sind wir auch so weit weg von der Natur, dass wir gar nicht mehr auf die Idee kommen, dass das was wir essen eventuell auch was mit unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit zu tun haben könnte. Ein schönes Beispiel ist da, dass Leute eine Tablette nehmen gegen Laktoseintoleranz, damit sie weiter ihren Latte Macchiato trinken können. Das ist so absurd, dass es fast schon wieder genial ist. Wenn es mir schlecht geht, wenn ich Milch trinke, lasse ich doch einfach die Milch weg.

Viele kommen mit dem Argument, dass die vegane Ernährung ein Luxusproblem ist und sie sich das nicht leisten können. Komischerweise können sie sich aber große Flachbildfernseher, Smartphones, Autos und vor allem McDonald´s Tüten leisten. Und das ist wohl alles andere als billig. Finanziell gesehen leben wir in einer Gesellschaft, wo sich jeder gute, gesunde Ernährung leisten könnte, dafür müsste aber Ernährung an der 1. Stelle stehen. Als allererstes kommt Ernährung und der Rest danach!

In vielen, nicht so wohlhabenden Ländern gilt Fleisch doch noch als Luxus, hier ist es inzwischen andersrum.

Die Kollateralschäden aus der Ernährung, Massentierhaltung, verseuchte Böden, CO2 Ausstoss, Klimawandel, multiresistente Keime, usw. sind aber grundsätzliche Probleme. Das sind keine Luxusprobleme. Das sind unsere tagtäglichen Probleme. Die Leute haben nur die Korrelation davon noch nicht verstanden. Wir leben aber auch in einer Gemeinschaft, wo wir alle in die Krankenkasse einzahlen. Bei 70% übergewichtigen Erwachsenen so wie in Deutschland, wo dicke Kinder schon fast normaler sind als schlanke, müssen wir die Kosten für Gesundheitsausgaben alle mittragen und so betrifft es uns auch alle.

Wie läuft´s bei Dir auf Tour mit veganem Essen? 

Auf Tour ist das bei uns ein Traum. Wir haben ein eigenes Catering dabei, das für alle kocht und die wissen, dass bei uns einige vegan essen. Da gibt´s jeden Tag leckeres Gemüse, Salate, Vollkornbrot,… Ansonsten habe ich mich unterwegs auch daran gewöhnt, dass ich immer was dabei habe wie eine Tüte Nüsse. Und ich sage ja auch immer: Keine Panik, es ist nur Hunger! Wenn ich ein paar Stunden irgendwo unterwegs bin, überlebe ich das auch ohne Essen. Ich muss ja nicht ununterbrochen alle Mahlzeiten zu mir nehmen. Wir essen ohnehin alle viel zu viel, obwohl wir uns kaum bewegen.

Wie kommst Du zu Deiner Prognose, dass der Veganeranteil in 20 Jahren bei ca. 80% liegen wird?

Das ist natürlich sehr provokativ. Ich glaube aber tatsächlich, dass das sprunghaft ansteigen wird, da wir diesbezüglich in einem Paradigmenwechsel leben, getrieben durch Information und einem Fleischskandal nach dem anderen. Irgendwann wird dann mal angekommen, dass mutierende Keime zu einer echten Bedrohung für uns werden, weil wir uns mit unglaublichen Mengen von Antibiotika aus der Fleischindustrie umgeben. Und dann noch die verseuchten Böden, und die Protein- und andere Ernährungslügen, die einfach nur eine Erfindung der Fleischindustrie sind. Da wird sich schon eine ganze Menge bewegen in der nächsten Zeit. Und abgesehen davon, können wir in 10-15 Jahren die Weltbevölkerung nicht weiter mit so viel Fleisch ernähren. Daher glaube ich, dass der Anteil an Veganer extrem explodieren wird.

Was ist Deine Antwort auf die Frage: „Vegan – was kannst Du denn da überhaupt noch essen?“

Auf der anderen Seite, jenseits von Fleisch, gibt es doch 1000de von Nahrungsmitteln, die aus irgendeinem Grund nie am Teller eines Fleischessers landen. Wie ich auch im Buch schreibe, kommen Fleischesser vielleicht gerade mal bis zum Orbit des Ernährungsuniversums, während Veganer durch eine intergalaktische, neue, interessante und unfassbare, vielfältige Welt der Ernährung reisen.

Du schreibst im Schluss Deines Buches, dass Du schon weitere Bücher planst. Worauf dürfen wir uns da freuen?

Es wird auf alle Fälle noch einen zweiten Teil zu No need for Meat geben und dann vielleicht auch ein Buch ohne Rezepteteil, aber darüber zu reden, wäre noch zu früh.

Lieber Bär, es war uns eine große Freude, Dich interviewen zu dürfen. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Deinem Buch, das wir wirklich jedem ganz herzlich empfehlen. Schenkt es am besten all Euren Freunden weiter, die sich mehr Gedanken zum Thema Ernährung machen könnten! 

Das Buch ist übrigens im Trias Verlag erschienen. Auf der Verlagswebsite gibt es auch schon ein paar Preview-Rezepte aus dem Buch zum gratis Downloaden.

Foto: Charalambos Triantafillidis, TRIAS Verlag
Foto: Charalambos Triantafillidis, TRIAS Verlag