Während man vor einiger Zeit den Begriff Gluten häufig nicht einmal kannte, wird er in letzter Zeit beinahe inflationär und meist in Zusammenhang mit einer Unverträglichkeit genannt. Gluten ist zu einer Art „bad boy“ der Ernährung geworden. Vielen stellt sich daher die Frage, was es damit auf sich hat und ob man Gluten wirklich so gut es geht vermeiden sollte.

Was ist Gluten?

Gluten ist die Bezeichnung für spezielle Eiweißverbindungen, die sich vor allem im Weizen, Roggen und Dinkel, in geringeren Mengen jedoch auch in Hafer, Gerste, Hartweizen, Einkorn, Emmer und Kamut finden lassen. Es spielt hauptsächlich bei der Herstellung von Backwaren eine Rolle, da sich in Verbindung mit Wasser das sogenannte Klebereiweiß bildet, das für eine optimale Konsistenz des Teigs sorgt. Aber auch in Fertigprodukten, Bier und generell als Bindemittel wird Gluten häufig eingesetzt und lässt sich somit in vielen industriell hergestellten Produkten finden. Seitan, ein gerne als Fleischersatz verwendetes Nahrungsmittel, besteht hauptsächlich aus Gluten.

Warum gilt Gluten plötzlich als bedenklich?

Durch die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft wurde auch das Getreide im Laufe der Zeit stark verändert. Hybridisierung und Kreuzungen haben dazu geführt, dass sich das heutige Getreide stark von jenem unterscheidet, das die Menschen bis Mitte des 20. Jahrhunderts gegessen haben. Dies bietet eine Erklärung für den rapiden Anstieg von Gluten-Unverträglichkeit und Sensitivität gegenüber glutenhaltigen Speisen in der Bevölkerung.

Gluten-Unverträglichkeit

Während Zöliakie eine ernste Autoimmunerkrankung ist, bei der man lebenslang gänzlich auf sämtliche glutenhaltige Lebensmittel verzichten muss, da es ansonsten zu gravierenden Erkrankungen des Darms kommt, existieren auch weniger akute Formen von Gluten-Unverträglichkeit. Zöliakie kommt im Durchschnitt bei 1 % der Bevölkerung vor, das Spektrum an Gluten-Unverträglichkeiten ist hingegen sehr weit verbreitet. Der Verzehr von Gluten führt dabei zu einer Entzündungsreaktion im Darm, die sich in verschiedenen Symptomen äußern kann:

  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Blähungen
  • Durchfall
  • verminderte Denkleistung
  • Gewichtszunahme
  • Erschöpfung
  • u.v.m.

Die durch Gluten hervorgerufene Entzündungsreaktion wird in letzter Zeit auch mit Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz und Autismus in Verbindung gebracht. Vor allem amerikanische Ärzte, wie Dr. Perlmutter oder Dr. Davis forschen zu diesem Thema.

Gluten: Ja oder Nein?

Anhand der oben genannten Fakten spricht viel dafür, auf Gluten zu verzichten. Denn auch wenn sich nach dem Verzehr von Gluten keine Symptome zeigen, kann dennoch die beschriebene Entzündungsreaktion im Körper stattfinden.

Lebt man ohne Gluten besser? Der Selbsttest

Da sich die Diagnose einer Unverträglichkeit häufig schwierig gestaltet und diverse Tests oft keine eindeutigen Ergebnisse liefern, ist es am besten, eine Art Selbsttest zu machen. Dabei verzichtet man für zirka 3 Wochen auf alle glutenhaltigen Lebensmittel und beobachtet, wie man sich fühlt.

Danach integriert man Gluten wieder vorsichtig in seinen Speiseplan. Treten nun wieder Symptome auf bzw. verschlechtert sich dadurch der Allgemeinzustand, ist es ratsam, Gluten künftig zu meiden. Zum Glück gibt es mittlerweile auch genügend Alternativen, von verschiedenen Mehlsorten bis hin zu Rezepten und speziellen veganen, glutenfreien Produkten!

-kw